Zur Sache

Frager, die Fragen stellen, die sie sich eigentlich selbst hätten beantworten können. Antworter, die auf Fragen antworten, die nie gefragt wurden: So laufen leider verdammt viele Interviews ab. Sie werden durchgeführt statt geführt.

Und den meisten Zeitungen, Magazinen, TV- und Radiosendern, VodcastPostcastBloggTwitterern scheint das ziemlich wurscht zu sein. Denn in welchem Impressum bitteschön steht „Zuständig für Interviews: XYZ“? Wo bitteschön ist neben 496.238 Reporterpreisen der eine Journalistenpreis für Interviewer?

Interview, scheint man zu glauben, das kann jeder Depp. Fragen kann ja auch jeder. Aber eigentlich ist das Interview die Königsdisziplin im Journalismus.


Ein gutes Interview informiert, unterhält und gibt etwas über die befragte Person preis. Kein anderes Genre stellt höhere Anforderungen an den Journalisten: Im Interview bekommt er eigentlich nie genug Zeit für seine Arbeit und bekommt, anders als bei der Reportage, nie eine zweite Chance.

Ein Interviewer muss schlagfertig sein und sich etwas trauen, er muss aber auch streicheln und zuhören können. Er muss ganz viel wissen über den zu Befragenden, muss sich gründlich vorbereitet haben – und muss doch so spontan sein, dass er all seine Hausaufgaben beiseite lässt, wenn sich im Gespräch interessante Ab- und Umwege eröffnen.

Und er muss wissen, wie man aus einem mündlichen Gespräch mit all diesen  „Ähs“ und „Öhs“ einen eleganten, flüssig zu lesenden Interviewtext schnitzt.

Es gibt also Einiges zu wissen und zu beherrschen, um vom Termin mit dem Bürgermeister, der Schauspielerin oder dem Fußballer ein wirklich informatives und geistreiches Interview in die Redaktion mitbringen zu können. Was man beachten, was vermeiden, welche Kleidung man tragen und welche Tische man bei einem Gespräch wählen sollte, wer gerade ein gutes Interview gemacht hat und wer ein schlechtes – darum soll’s hier gehen.

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