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Playboy: Findet man als Schriftsteller eigentlich immer die richtigen Worte gegenüber den Frauen?
Glavinic: Wenn’s nur so wäre! Nein, ich bin Schriftsteller und kein Sprechsteller. Am Schreibtisch könnte ich wahrscheinlich sehr schlagfertige Dialoge zwischen Männern und Frauen schreiben. Aber ich bin nicht in der Lage, einen prosafähigen Dialog hinzulegen, wenn ich mit einer Frau essen gehe.
Playboy: Kann man ja auch über E-Mail machen oder per Facebook . . .
Glavinic: Ja, aber das ist Quatsch. Ich kann ja beim Essen schlecht anfangen, ihr eine SMS zu texten. Oder den Laptop aufklappen. Außerdem glaube ich, dass die meis-ten Schriftsteller eminent schüchtern sind. Ich mache da keine Ausnahme. Die einen überspielen das auf diese Weise, die anderen auf jene – aber irgendwie überspielen sie es alle. Die meisten betrinken sich – das macht auch keinen guten Eindruck.
Playboy: Kann man als Schriftsteller eine Frau lieben, die einem komische SMS oder E-Mails schreibt?
Glavinic: Eher nein. Man kann als Schriftsteller nicht mit einer Frau zusammen sein, die stilistisch unschöne E-Mails schreibt, voller Rechtschreibfehler. Das geht nicht. Das halte ich nicht aus. Wenn sie hier geboren ist, aber nicht gut Deutsch kann, kann ich sie nicht lieben.
Playboy: Dann sind Sie ein Snob – ein Sprach-Snob!
Glavinic: Das mag durchaus sein, aber es ist ja auch eine Frage des Bildungshintergrunds. Und der Intellekt einer Frau ist doch ein bisschen wichtiger als manche anderen Dinge.
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(Eigenes Interview mit Thomas Glavinic, Autor von „Das Leben der Wünsche“, Playboy 10/2009, ab 10.9. im gut sortierten Fachhandel)
Veröffentlicht unter Werbepause